Hilfe, mein Traummann ist geizig!
Beichthaus.com Beichte #00040826 vom 29.12.2017 um 15:32:29 Uhr (80 Kommentare).
Beichthaus.com Beichte #00040826 vom 29.12.2017 um 15:32:29 Uhr (80 Kommentare).
Beichthaus.com Beichte #00040778 vom 17.12.2017 um 16:29:41 Uhr (30 Kommentare).
Beichthaus.com Beichte #00040769 vom 15.12.2017 um 12:31:56 Uhr in Essen (10 Kommentare).
Beichthaus.com Beichte #00040677 vom 24.11.2017 um 22:19:34 Uhr in Köln (13 Kommentare).
Beichthaus.com Beichte #00040582 vom 03.11.2017 um 15:12:58 Uhr in Gütersloh (17 Kommentare).
Aggression Begehrlichkeit Betrug Boshaftigkeit Diebstahl Drogen Dummheit Ehebruch Eifersucht Eitelkeit Ekel Engherzigkeit Falschheit Faulheit Feigheit Fetisch Fremdgehen Geiz Gewalt Habgier Hass Hochmut Ignoranz Lügen Manie Maßlosigkeit Masturbation Missbrauch Misstrauen Morallosigkeit Mord Neid Neugier Peinlichkeit Prostitution Rache Schamlosigkeit Selbstsucht Selbstverletzung Sex Stolz Sucht Trägheit Trunksucht Ungerechtigkeit Unglaube Unreinlichkeit Vandalismus Verrat Verschwendung Verzweiflung Völlerei Vorurteile Waghalsigkeit Wollust Zorn Zwang Zwietracht
Apfelschorle wird nicht gekauft, weil er ausgerechnet hat, dass das Mischen von Sprudelwasser und Apfelsaft billiger ist. Gefrierbeutel werden so lange abgewaschen, zum Trocknen aufgehängt und wieder benutzt, bis sie Löcher haben. Alufolie vom Pausenbrot wird mehrfach benutzt. Natürlich hat er sich nicht in der Kantine zum Mittagessen angemeldet und kauft AUSSCHLIESSLICH beim Discounter mit den weiß-blauen Streifen, sogar seine Kragenhemden für den Bankschalter und das Brot kauft er dort. Ich kann diese ewig gleichen Wurstsorten und Joghurts schon nicht mehr sehen, aber ihm macht es Freude. Kaufe ich woanders, reagiert er sauer und rechnet mir vor, wie teuer das im Vergleich ist. Wir haben eine Haushaltskasse, in die monatlich 250 Euro von uns beiden für Lebensmittel gezahlt werden - anteilig je zur Hälfte (er isst mehr als ich und manchmal zweige ich mir heimlich Kleinbeträge für Zigaretten davon ab...).
Unterwegs wird nichts gekauft, kein Snack, kein Kaffee, nein, es wird Tee gekocht und mitgenommen. Pizza wird nicht bestellt oder selbst gemacht - die Discounterpizza kostet weniger, sagt er, da kann man auch noch was drauflegen. Er gönnt uns nichts, beklagt überall die hohen Preise, nimmt aber an, wenn ich etwas ausgebe. Bisher waren wir dreimal Essen und nur einmal davon hat er bezahlt. Ich werde es nicht noch einmal tun. Teebeutel werden zwei Mal aufgegossen. Autowäsche nur per Hand, getankt nur an der günstigsten Tankstelle und nie vor Feiertagen. Eines Sonntags hatten wir vergessen, den obligatorischen Sekt (der NICHT aus dem Discounter kommt, weil er ja für seine Eltern ist, die aus seiner Sicht etwas Besseres verdient haben als wir) mit zu seiner Familie zu nehmen und in der ersten Tankstelle war er ihm zu teuer. Nachdem er in der zweiten Tanke noch mehr kostete, fuhr er wieder zurück zur ersten und kaufte ihn doch dort. Den Frust bekam ich ab - den Eltern schenkte er die Flasche mit einem Lächeln.
Besuchen wir meine Oma isst er dort für zwei, dann packt er alles mögliche an Lebensmitteln ein, weil sie es uns gerne gibt, obwohl wir es nicht nötig hätten, was ich ihm auch sage. Er meint, bei ihr käme es sonst auch nur um. Sein ältestes Parfum ist ein Geschenk seiner Ex und vier Jahre alt. Die Flasche ist noch halb voll und leicht getrübt. Einmal alle zwei bis drei Tage gibt es eine Badewanne für beide und dann wird die Toilette mit dem Wasser gespült. Jetzt im Winter wird die Heizung nur "im Notfall" angestellt und sich ansonsten warm angezogen. Im Leuchter brennen nur drei von fünf Sparbirnen - aus Kostengründen. Er trägt Unterhemden, die so alt sind, dass sich gelbe Schweißringe unter den Achseln gebildet haben, die beim Waschen nicht mehr rausgehen. Als ich sie bleichen wollte, riet er mir stattdessen zu Gallseife - ist billiger. Mir ist das fast schon peinlich vor mir selbst und ich fremdschäme mich für ihn. Seine Socken haben lauter Löcher, aber er meint, solange es die Kunden nicht sehen, seien die noch okay. Ich habe ihm schon Neue geschenkt, die liegen noch mit Etikett im Schrank, ebenso die Lederjacke, in der ich seinen athletischen Körper gerne mal sehen würde.
Besuchen wir jemanden und mein Freund stößt direkt nach Feierabend dazu, hat er stets ein paar intakte Socken dabei und wechselt diese sofort auf der Toilette, damit es dem Gastgeber nicht auffällt. Die kaputten Socken steckt er ein und legt sie zu Hause in die Wäschebox. Als ich mir letzten Monat erlaubte, kaputte Socken wegzuwerfen, meckerte er herum und beschwerte sich bei seiner Mutter über mich, die mir zwar vornherum beipflichtete, selbst aber genauso geizig ist wie der Rest der Familie. Woher hat er es denn sonst? Das alte Hörertelefon seiner Eltern, deren abgeschaffter Teppich und die Küche von Onkel und Tante reichen für uns aus, bis "wir uns mal was leisten können." Er hat große Ersparnisse, gibt aber nichts aus. Ich bin Studentin und habe von wenig Erspartem die Hälfte der Wohnungseinrichtung gezahlt, denn schließlich leben wir zusammen und ich bin nicht scharf auf sein Geld. Zu Hause stehen und liegen haufenweise Werbegeschenke dieser Bank herum, die eigentlich an die Kunden gehen sollten. Langsam vergeht mir die Freude daran, diese Sachen zu benutzen.
Als ich Geburtstag hatte, habe ich mir eine bestimmte CD gewünscht und er berichtete mir eines Abends, als er recht spät nach Hause gekommen ist, stolz, dass er in vier (!) Musikgeschäften war und nun endlich die Günstigste erwischt hatte. Dieses Schnäppchengefühl hebt ihn unwahrscheinlich an. Ich konnte mich gar nicht richtig darüber freuen. Er hat auch festgelegt, dass Geschenke unter uns 25 Euro nicht übersteigen sollen. Es ist ernüchternd, exakt zu wissen, wieviel man jemandem wert ist, der von Liebe spricht, Heirat und Kindern und das ständig von einem zurückhören möchte. Was seine Eltern angeht, gibt er weitaus mehr Geld für Anlässe und Geschenke aus, ist denen quasi hörig und lässt sich von der Mutter zu kostenlosen "Dienstfahrten" zum Wocheneinkauf oder als Abholdienst nach Partys ausnutzen, wenn die Eltern getrunken haben und nicht selbst fahren. Sein Vater buttert ihn total unter, trampelt permanent auf seinem Selbstwertgefühl herum, gibt ihm fiese Spitznamen und die Schwester macht sich ungestraft lustig über ihn, wann immer es geht. Sage ich ihm das bzw. was ich davon halte, wird er gemein und persönlich mir gegenüber. Wenn ich dort zu Besuch bin, erdrückt mich die gespannte Atmosphäre regelrecht und ich fühle mich nicht wohl.
Da ist aber auch noch das mit den auffälligen Verhaltensweisen. Er rüttelt nach dem Aussteigen am Autogriff und kann ihn minutenlang nicht loslassen. Händewaschen dauert ewig bei ihm, da darf sogar das Wasser laufen. Bevor wir die Wohnung verlassen, läuft er jeden Raum ab und kontrolliert akribisch Fenster und Herd, auch wieder, indem er die Griffe ewig anfässt. Sex am Morgen verwehrt er mir an Werktagen, um seine Kraft für die Arbeit zu sparen und vor dem Halbmarathon gibt es tagelang gar keinen Verkehr, sondern nur Nudelgerichte wegen der Kohlenhydrate. Wenn ich am Tisch sitze, kriecht er gerne mal drunter und hebt irgendeine Fussel auf. Schon zweimal habe ich ihn ertappt, wie er dabei genüsslich an meinen Socken geschnüffelt hat. Ich war perplex. Als ich blaue Tapete fürs Schlafzimmer ausgesucht habe, freute er sich wie verrückt. Als wir mit Tapezieren fertig waren, erfuhr ich auch, warum: "Wie bei meinen Eltern." Am liebsten hätte ich alles wieder von der Wand gerissen. Ich hätte das gerne vorher gewusst und fühle mich reingelegt. Er verlangte allen Ernstes, dass ich mich im Bett auf die Seite legen solle, auf der zu Hause seine Mutter liegt und er würde die Seite belegen, die sein Vater im heimischen Schlafzimmer einnimmt. Das habe ich schon aus Prinzip verweigert.
Ich habe vor Kurzem eine Psychotherapie begonnen und merke, dass er zunehmend Hauptbestandteil dieser Sitzungen wird und es fast nur um ihn geht. Mitkommen oder selbst eine machen will er nicht, im Gegenteil, er mag es nicht, dass ich diese Termine überhaupt wahrnehme, was mir das Ganze nicht leichter macht. Ich beichte, dass ich meinen Mitmenschen eine heile Welt vorgaukle, während ich ein Leben voller krankhafter Sparsamkeit ertrage und nicht nur bald den Respekt vor meinem Freund verliere, sondern auch vor mir selbst.